Eigentlich sollte man meinen, dass man viel über seinen besten Freund den Hund weiss. Aber ist das wirklich so? Weißt du genug über deinen besten Freund? Was weißt du z.B. über die Sinne der Hunde, über ihre Sinnesorgane und ihr Wahrnehmungsvermögen?

Über die Körpersprache des Hundes wurde schon viel gesprochen und geschrieben. Auch über die artgerechte Sozialisierung und über die Erziehung eines Hundes weiß man eine Menge.

Aber die Sinne der Hunde werden häufig vernachlässigt und das möchte ich mit diesem Blogartikel ändern.

 

Entwicklung der Sinne der Hunde

Die Entwicklung der Sinne der Hunde ist etwas, was viel weniger erforscht ist als z.B. das Erziehungsverhalten. Dennoch ist es wichtig, die Grundlagen über die Sinne der Hunde zu kennen. Zum einen, um sie vor Gefahren zu schätzen. Zum anderen, um sich aus Unwissenheit gegenüber dem Hund nicht falsch zu verhalten.

Es sind natürlich nicht alle Sinne beim Hund von Geburt an so entwickelt, dass sie ihre volle Leistung bringen können – sie sind sozusagen noch unausgereift. Mit jedem Tag schreiten Wachstums- und Reifeprozesse im Sinnessystem der Welpen voran – sie entwickeln sich täglich weiter.

Wenn die kleinen Welpen auf die Welt kommen, ist das Erste, was sie spüren die Zunge und die Wärme der Mutter. Sie robben deshalb auf die Wärmequelle zu. Das ist in der Regel das gut durchblutete Gesäuge der Hundemama.

 

Wie nehmen Welpen die Welt wahr?

Es wird immer wieder behauptet, ein neugeborener Welpe sei ein reines Tastsinntier. Aber stimmt das tatsächlich?

Nein, so ganz korrekt ist das nicht.

Neugeborene Hundebabys orientieren sich nicht allein taktil, sondern auch mithilfe ihrer anderen Sinne.

Da haben wir z.B. den Gleichgewichtssinn im Innenohr, die unzähligen Temperaturfühler in ihrer Haut und die Schmerz registrierenden Sinneszellen. Diese Sinne der Hunde sind bereits in der Gebärmutter erwacht.

Der Gleichgewichtssinn ist übrigens schon bereits ab Mitte der Schwangerschaft voll entwickelt. So spürt das Hundebaby die wiegenden und beruhigenden Bewegungen der Hundemama.

 

Sinne der Hunde: Fühlen

Hunde haben hochempfindliche Fühlsensoren: Tast-, Temparatur- und Schmerzsinn sind nicht an spezielle Sinnesorgane gebunden.

Mechanische, thermische und Schmerzreize kann der Hund überall in und an seinem Körper wahrnehmen.

Und da kommen wir zum guten Gefühl: Es ist kein Wunder, dass Hunde auf unsere Berührungen so intensiv reagieren.

Wer kennt es nicht, das wohlige Grunzen, wenn man die Fellnase krault und schubbert. Nicht jeder Hund braucht schweißtreibende Sportarten, um Endorphine freizusetzen.

Selbst schlichtes Kontaktliegen lässt nachweislich den Spiegel des körpereigenen Opioide in vergleichbarer Weise ansteigen.

Das Kuschel- oder auch Bindungshormon genannte Oxytocin wird beim Kuscheln mit dem Hund sowohl beim Vierbeiner als auch beim Zweibeiner produziert. Das wurde bereits mehrfach nachgewiesen.

Was kann es schöneres geben zur Vertiefung der gegenseitigen Bindung und zum Abbau von Stress?

 

Die Hundenase

Am empfindlichsten sind die Hunde an ihrem markanten Nasenschwamm oder auch Nasenspiegel. Dies ist der mit Schleimhaut bedeckte Bereich um die Nasenlöcher von Säugetieren. Bei Menschen ist das also die Nasenspitze.

Am Nasenschwamm stehen die Fühlkörperchen besonders dicht. Deshalb werden Berührungen, Druck, Vibration aber auch Temperaturveränderung und Schmerz dort besonders intensiv wahrgenommen.

Das ist wichtig zu wissen, damit du den Hund z.B. nicht an der Schnauze packst, um ihn zu bestrafen. Das wurde lange als sinnvolle Erziehungsmethode angesehen.

Auch wenn das Muttertier den Welpen oft auf diese Weise maßregelt, solltest du vom Schnauzengriff absehen, um den Hund nicht zu verletzen. Wir Menschen sind nämlich nicht behutsam genug, um diese Maßnahme verletzungsfrei durchzuführen.

 

Die Sinushaare

Der Hund nutzt die Sinushaare, die sogenannten Vibrissen, für die Nahorientierung. Sie befinden sich besonders reichlich im Gesicht des Hundes. Sie umringen fächerförmig seinen Nasen- und Maulbereich. Als Tasthaare wachsen sie um die Augen und auf seiner Stirn.

Werden diese Sinushaare gekürzt bzw. abgeschnitten, so wird dem Hund eine wichtige Möglichkeit genommen, sich im Nahbereich zu orientieren.

 

Die Pfoten

Die Pfoten gehören zu den stark berührungsempfindlichen Körperstellen. Wie das Krallenmark werden auch die Pfotenballen und Zwischenzehenhäute von zahlreichen

Blutgefäßen und Nervensträngen durchzogen.

Die Ballen sind aus einer Vielzahl zwiebelartiger Schichten aufgebaut und mit Zellflüssigkeit gefüllt. Sie registrieren beim sanften Auftreten jede noch so kleine Erschütterung und geben dem Hund damit alle Infos, was im Untergrund geschieht.

Die Pfotenballen tragen sehr sensible Wärmesensoren. Das zu wissen ist wichtig, damit du deinen Hund z.B. nicht zu auf zu heißem Asphalt oder Sand laufen lasst. Hier können z.B. Hundeschuhe Abhilfe schaffen oder ihr achtet auf eher kühlere Bodenbeläge, wie z.B. Waldboden oder Wiese.

Mit Kälte sieht das übrigens anders aus! Die Sohlenballen der Hunde weisen nur ganz vereinzelt kälteempfindliche Thermorezeptoren auf. Deshalb können Hundepfoten nicht festfrieren und es ist auch kein Problem, mit den Hunden auf Schnee oder Eis spazieren zu gehen.

 

Sinne der Hunde: Riechen und Schmecken

Und wie steht es mit den Sinnen der Hunde im Bezug auf das Riechen und Schmecken? Da sollte man doch meinen, dass diese ganz besonders gut ausgeprägt sind.

 

Geruch und Geschmack bei Welpen

Es wird vermutet, dass die ungeborenen Welpen im Uterus der Hundemutter gelegentlich einige Tropfen des Fruchtwassers schlucken und deshalb bestimmte Geruch- und Geschmacksstoffe, die sich darin befinden, als vertraut wiedererkennen.

Bereits mit seinem ersten Atemzug nimmt der Welpe alle Gerüche in seiner Umgebung wahr. Ob und in welchem Ausmaß die Sinneszellen bereits in der Lage sind, solche Moleküle als Reize wahrzunehmen, ist leider kaum erforscht. Einzelne Geruchsstoffe können aber wohl selbst die Neugeborenen schon registrieren und auch identifizieren.

 

Das Jacobson’sche Organ

Das Mundriechorgan bzw. Vomeronasalorgan (VNO) befindet sich am Boden des Nasenvorhofs, am Übergang zur Nasenhöhle. Es bekommt die Informationen über zwei Eintrittspforten: den Luftraum der Nase und die Mundöffnung.

Das VNO ist besonders für nicht flüchtige Geruchspartikel empfänglich – Pheromone, die andere Hunde durch ihre Körperflüssigkeiten ausscheiden.

Du kennst das sicher auch: Der Hund muss die Pippi-Stelle ganz gründlich untersuchen –

leckt vielleicht sogar daran. Der Hund findet hier Duft-Informationen im Kot, Urin oder Vaginalsekret seiner Artgenossen.

Den Hunden ist übrigens gar nicht bewusst, dass diese faszinierenden Gerüche eine so tiefgreifende Wirkung bei ihnen erzielen. Anders als Gerüche, die über die Nase kommen, dringen diese nicht bis in das Bewusstsein des Hundes vor.

Beim Riechen über das VNO bekommen Hunde meist einen konzentrierten Gesichtsausdruck, sie saugen die Luft hörbar durchs Maul ein, der Kiefer zittert, vielleicht leckt der Hund in die Luft oder es bildet sich sogar Schaum und er speichelt und schmatzt so vor sich hin.

 

Der Geschmackssinn

Die Geschmacksrezeptoren des Hundes sind über die gesamte Zunge verstreut. Die Knospenanzahlt steht in direktem Zusammenhang zur Kauzeit deines Hundes.

Hunde, die z.B. ihr Futter herunterschlingen, tragen rund 1.700 Geschmacksknospen auf der Schleimhaut der Zunge. Zum Vergleich: Wir Menschen haben etwa 9.000, Rinder

etwa 25.000 Geschmacksknospen.

Hunde können zwischen fünf Geschmacksrichtungen unterscheiden:

  • Süß
  • Sauer
  • Bitter
  • Salzig
  • Umami

 

Du möchtest solche Informationen auch gerne im Rahmen von Themenabenden mit entsprechenden Goodies besprechen? Dann komm doch zu uns in den Trust the Dog Club – dort bekommst du jede Menge wertvollen Input, hast die Möglichkeit Fragen zu stellen und dich mit anderen Hundebesitzer*innen auszustauschen. Wir freuen uns auf dich!

 

Der Geruchssinn

Das kennst du sicher auch: Der Hund bleibt plötzlich stehen und verharrt an dieser Stelle. Er schnüffelt eine Weile und schlägt dann eine ganz bestimmte Richtung ein. Eine Duftspur wird verfolgt. Warum ist das so?

 

Hier zunächst einige Fakten über den Geruchssinn

Die Hundenase ist 100.000 bis 1.000.000 mal empfindlicher als die des Menschen

Die Riechschleimhaut eines Hundes ist abhängig von der Größe und der Länge der Schnauze: 67-200 cm² (Mensch: 3-10cm²)

Hunde haben ca. 125-300 Millionen Riechzellen (Mensch: ca. 5 Millionen)

Hunde können zwischen normalem Atmen und gezielter Duftstoffinhalation wechseln

Hunde riechen stoßartig und gewöhnen sich daher NICHT an Gerüche

Hunde können stereo riechen. Ein Hund erkennt deshalb auch die Laufrichtung einer Spur und kann eine neue Fährte von einer alten unterscheiden!

 

Warum und worauf reagieren Hunde so?

Jetzt aber zurück zu der Frage, warum und worauf Hunde so reagieren:

Hier sind fast immer sind Mikroorganismen wie z.B. Bakterien im Spiel. Streift z.B. ein Wild am Waldrand entlang, hinterlässt es  über seine Pfoten oder Klauen ein Trittsiegel aus zertretenem Gras, zerquetschten Kleinstlebewesen, aufgebrochener Erde und Drüsensekret auf dem Boden.

Auch reibt z.B. das Reh spezielle Duftdrüsen an Halmen und Zweigen oder markiert mit Harn und Kot an Baumstämmen, Steinen oder Gräsern. Wie wir verlieren Tiere auch Hautzellen,

Fell, Haare, sowie charakteristisch riechende Flüssigkeiten ihrer Körperoberfläche.

 

Und wir Menschen?

Auch wir ziehen so eine „Duftwolke“ hinter uns her: Pro Stunde streifen wir von jedem Finger 10000 Hautzellen ab – über den Tag und die gesamte Körperoberfläche gesehen sind das 40 Millionen.

Die darin enthaltenen Butter-, Harn- und Essigsäuren leiten den Hund. Buttersäure können

Hunde 1-millionenfach besser riechen als wir. Harnsäure 2-und Essigsäure sogar 100-millionfach!

Das Alter einer Duftspur hat übrigens Einfluss auf das Suchverhalten. Bei einer frischen Spur ist die Nase hoch, der Hund sucht großräumig. Bei einer alten Spur orientiert der Hund sich am Boden entlang.

 

Das Suchverhalten von Hunden

Beim Suchverhalten gibt es aber auch rassebedingte Unterschiede und Hunde können

lernen, ihr Suchverhalten unseren Wünschen anzupassen. Es gibt natürlich auch noch die Unterschiede im individuellen Geruchsvermögen. Genetik, Alter, Trainingsstand aber auch

Motivation spielen eine große Rolle!

 

Riechen alte Hunde schlechter?

Die Riechschärfe des Hundes ist durchaus altersabhängig.Die differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit erreicht beim Welpen schon mit 8 – 16 Wochen das Niveau eines

erwachsenen Hundes. Eine Verbesserung der Geruchsdifferenzierung ist aber lebenslang möglich!

Das Geruchsvermögen bleibt deutlich länger erhalten als das Augenlicht oder Gehör – aber auch da treten Alterungsprozesse ein. Es kann bei älteren Hunden also auch eine Verringerung der Riechfähigkeit eintreten.

 

Sinne der Hunde: Sehen

Kommen wir zum nächsten der Sinne der Hunde: Das Sehen. Hier machen Hunde eine ganz spannende Entwicklung durch.

 

Ab wann sehen Welpen

Der Welpe kommt auf die Welt und er kann sofort Wärme, Kälte, Berührungen oder Schmerzen fühlen. Er kann Düfte wahrnehmen und Stimmungen empfangen – aber all das in völliger Dunkelheit.

Etwa am 13. Lebenstag öffnen sich dann die Äuglein. Anfangs ist die Sicht verschwommen, doch Tag für Tag wird alles heller, klarer und bekommt deutlichere Konturen.

Was sich bewegt und zudem kontrastreich ist, sieht der kleine Vierbeiner am besten und verfolgt es nun gespannt.

Unbewegtes können Welpen noch nicht so gut wahrnehmen, genauso wenig Buntes. Auch Entfernungen abschätzen fällt noch schwer.

Voll ausgereift ist die Netzhaut dann mit rund zwei bis drei Monaten.

 

Iris und Pupille

Je stärker pigmentiert ein Auge ist, desto unempfindlicher ist es gegenüber Licht. Deshalb sind hellblaue Augen und Augen mit hohem Weißanteil sehr strahlungsgefährdet.

Emotionale Einflüsse und mentale Beanspruchung können die Pupillenweite verändern. Bei Angst oder Freude weiten sich die Pupillen, bei Aggression oder Schmerz verengen sie sich.

 

Sehschärfe

Wegen der gewölbten Linsen in ihren Augen sehen Hunde eher auf mittleren Entfernungen als auf weiter Distanz scharf. Ein Objekt, das weniger als 50 cm entfernt auf dem Boden liegt, können sie in der Regel nicht mehr scharf sehen. Sie sind also quasi weitsichtig.

Hunde achten übrigens mehr auf optische Kontraste und Bewegungen. Deshalb erkennen sie unbewegte Objekte deutlich schlechter als wir Menschen.

 

Farben sehen

Hunde sind nicht farbenblind – sie sind sogenannte Dichromaten. Das bedeutet, dass die Retina, also die Netzhaut, nur zwei Zapfentypen besitzt anstelle von drei, wie bei uns Menschen (Trichromaten).

Hunden fehlt der Zapfentyp mit dem Sehpigment für den mittelwelligen (grünen) Bereich des Lichtspektrums. Das ist vergleichbar mit der Grünblindheit, einer genetisch bedingte Farbfehlsichtigkeit. Bei dieser Fehlsichtigkeit können Menschen die Farbe Grün nicht wahrnehmen. Es handelt sich um eine Form der Rot-Grün-Blindheit.

Deshalb kann dein Hund übrigens den knallorangen Dummy in der grünen Wiese gar nicht so gut sehen!

Praxistipp: Nutze grüne Dummys wenn der Hund mit der Nase suchen soll, blaue oder weiße Dummys, wenn er auf Sicht suchen soll!

 

Die-Sinne-der-Hunde-Sehspektrum

 

Wie sehen Hunde uns?

Hunde erkennen uns durchaus auch am Gesicht. Sie beobachten uns 24/7.

Sie kennen unsere Bewegung. Sie nehmen sie mit den Augen wahr und können sie einordnen – auch auf Distanz! Und Hunde achten auch sehr auf die Bewegung unserer Augäpfel, also wohin wir blicken.

 

Sinne der Hunde: Hören

Egal ob der Hund Steh-, Kipp- oder Schlappohren hat – Hunde haben ein ausgezeichnetes Gehör. Das haben sie aber nicht von Geburt an, denn bei der Geburt sind ihre Gehörgänge noch fest verschlossen. Erst in der dritten Lebenswoche beginnen sich die Hautfalten zu strecken.

 

Das Hundeohr

Hunde besitzen nahezu das “absolute Gehör”, d.h. sie können Tonhöhenunterschieden sehr

gut analysieren. Ein Geräusch, das wir gerade eben nicht mehr hören, können unsere Hunde, nachdem wir gemeinsam mindestens 600 m weiter gegangen sind, immer noch

hören.

Der Hund hört die Maus husten – sein Hörvermögen reicht von mindestens 50 KHZ weit in den Ultraschallbereich hinein.

Das hat neben vielen Vor- aber auch Nachteile. Wustest du z.B., dass unsere Hunde sogar digitale Wecker oder Energiesparlampen (bis zu ca. 60 kHz) um uns herum hören?

Achte deshalb mal genauer darauf, welchen Geräuschen der Hund den ganzen Tag ausgesetzt ist – und ob sich diese Belastung vielleicht reduzieren lässt.

 

Übersicht über die Entwicklung der Sinne der Hunde

 

Fazit

Es ist wichtig, auch über die Sinnesorgane und Wahrnehmungen der Hunde Bescheid zu wissen. So können viele Fehler, die man sonst auch im Hinblick auf die Erziehung der Hunde macht, vermieden werden.

Hast du Fragen zum Thema? Schreib’s gerne in die Kommentare!