Warum ist es überhaupt wichtig, dass der Hund einen sicheren Rückruf kann? Schauen wir uns erst mal an, aus welchen Gründen es einen Rückruf überhaupt braucht und welche Vorteile der sichere Rückruf hat.

 

Das Freilufttraining

Der Rückruf ist dann wichtig, wenn der Hund frei läuft. Man spricht dann auch von Freilufttraining. Und dieses Freiluftraining ist wichtig für die Entfaltung des Hundes. 

Wenn der Hund frei laufen kann, dann kann er z.B. besser kommunizieren, d.h. er kann 

einen Bogen laufen, um anderen Hunden auszuweichen, er kann sich besser wegdrehen oder weggehen und die die Barrierefrustration kann reduziert werden.

Der Hund kann den Kontakt zu Artgenossen mehr genießen, d.h. das Spiel bekommt einen anderen Stellenwert. Sie können sich jagen, zusammen rennen, aber auch der Hund alleine kann sich wälzen und sich besser austoben.

Damit ist auch die körperliche Auslastung größer, weil er mehr Laufen, Springen, Buddeln kann. Er hat weniger körperliche Einschränkungen, z.B. durch die Laufe, was zu mehr Freilaufzeit führt. Und weniger Fremdbestimmung durch die Leine bedeutet auch eine bessere individuelle Entfaltung. 

Somit kann der Hund sich in seinem Tempo bewegen und da er sich meist schneller als der Mensch bewegt, wird er im Freilufttraining nicht begrenzt. 

Je besser der Rückruf ist, desto sicherer ist also der Freilauf für Hund und Umwelt. Denn die Gefahren beim Abhauen z.B. durch Jäger oder eine Straße sind sehr groß. Und außerdem kann der Hund beim Verlassen der Wege z.B. auf Giftköder oder verweste Tiere stoßen. 

Davor kann der Hund durch einen sicheren Rückruf geschützt werden.

 

 

So wird ein Hund, der gut hört auch öfter in das Familienleben eingebunden und mitgenommen. Schlechtes Benehmen in der “Menschenwelt” ist unangenehm. Hört der Hund nicht, so wird er öfter zuhause gelassen (z.B. am Strand). 

Auch du gewinnst also durch einen sicheren Rückruf, weil du dich besser auf deinen Hund verlassen kannst.

 

Wie kann dein Rückruf bzw. das Rückruftraining aussehen?

Zunächst ist es wichtig, dass du dein Feinziel formulierst, das heißt, du bestimmst, was dein Endziel ist. Je genauer du es für dich formulierst, desto genauer kannst du darauf hintrainieren. Stell dir vor, ich bin eine gute Fee und erfülle dir den perfekten Rückruf – wie soll es am Ende aussehen, wenn du deinen Hund ruft. Und ein kleiner Tipp: Benutze eine positive Zielformulierung wie z.B. ich möchte, dass mein Hund, wenn ich HIIIIIER rufe, sofort -im Galopp- zu mir kommen. Er soll dann so lange bei mir bleiben, bis ich was anderes sage. Und mein Hund soll es immer und überall machen – egal wo ich bin.

  • Was genau soll dein Hund machen, z.B. soll er direkt umdrehen und zu dir kommen
  • Wann soll er das machen, z.B. nach welchem Signal oder Ruf
  • Wie soll er das machen, z.B. schnell laufend, im Galopp
  • Und wo soll er das machen, z.B. überall, egal ob im Haus, Garten, usw. 

Bestimme also zunächst dein Feinziel, damit du dich daran orientieren und es besser trainieren kannst. 

Fehlerquellen beim Rückruftraining

Es gibt einige Fehlerquellen, die du kennen solltest, wenn du den sicheren Rückruf trainieren möchtest. 

  • Du hast kein strukturiertes und durchdachtes Training
  • Hund und Mensch haben nicht das gleiche Verständnis von Weite
  • Der Hund wird als Welpe nicht von der Leine gelassen
  • Die Reize sind für den Hund noch zu hoch, das Timing bei Reizen stimmt nicht
  • Die Signale wurden zu früh eingesetzt
  • Der Hund lernt, dass der Spaß ein Ende hat und wird direkt nach dem Rückruf angeleint (Bestrafung)
  • Das Signal ist schlecht ausgesucht und wird im Alltag oft genutzt (z.B. “komm”)
  • Einsatz von Strafen, d.h. Hund kommt nicht, nach einer Verzögerung kommt er und wird gestraft
  • Rückruf für etwas Unangenehmes nutzen (z.B. Abduschen)
  • Kommunikationsmissverständniss, z.B. Körpersprache, Streicheln, Drüberbeugen, Anleinen etc. 
  • Der Hund sieht keinen Grund “brav” zu sein, es gibt eine größere Motivation für ihn

So kannst du den Rückruf aufbauen

Jetzt wird es richtig spannend, denn wir schauen uns an, wie genau du deinen Rückruf aufbauen kannst. Auch hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die ich dir gerne vorstellen möchte. 

blockkurs rueckruf

Verhalten für den Rückruf etablieren

Als Erstes wird das Verhalten etabliert, d.h. du machst etwas, damit der Hund kommt. Das kann ein Schnalzen sein oder ein Klatschen. Daraufhin kommt der Hund zu dir. 

Wichtig dabei ist, dass du dir ein gutes Zeichen für deinen Rückruf überlegst.

Hier wird schon oft der erste Fehler gemacht. Meist wird schon der Name oder das Signal gerufen, obwohl der Hund noch keine Idee hat, was das bedeutet. 

Der Hund kommt dann zwar, aber nicht, weil du dein Signal ruft, sondern weil du z.B. geklatscht oder dich runtergebeugt hast. 

Wichtig ist, dass du auf ein paar Stolpersteine achtest, die auftreten können, z.B. das Futter nicht zu hoch zu reichen oder das Futter beim Rückruftraining auch wirklich für das gewünschte Verhalten, also das Zurückkommen, zu geben und nicht z.B. für die Ausführung von “Sitz” oder “Platz”.

Signalkontrolle beim Rückruf

Dann kommt die Signalkontrolle, also wenn der Hund verstanden hat, wenn der Mann irgendwas macht, laufe ich mal zu ihm. Das lohnt sich für mich.

Das Signal kann eingeführt werden, wenn das Verhalten perfekt ist. Wichtig ist, dass das Verhalten auch zuverlässig provoziert werden kann. Das bedeutet, dass das Signal erst bei 100% gewünschtem Verhalten eingeführt wird. 

Das Signal kannst du einführen, indem du dein Signal sagst, dann kommt das Geräusch, das gewünschte Verhalten wird durchgeführt und die Belohnung wird gegeben. 

Für das Training kannst du z.B. die Welpenübung, den Rückrufkreis, nutzen. 

Wie dieses Training funktioniert, erfährst du z.B. im Trust the Dog Club

Wichtig ist, dass du auch hier die Stolpersteine beachten solltest. So ist es wichtig, dass du den Hund erst dann rufst, obwohl das Verhalten noch gar nicht zuverlässig provoziert werden kann. Auch solltest du vermeiden, den Hund direkt 5 x zu rufen, also z.B. Komm, komm, komm, kohoooooomm usw. Auch wenn das Signal und Laufen zugleich erfolgt ist es ungünstig, denn das Laufen kündigt das Leckerli an, nicht das Signal. 

Generalisieren

Dann kommt das Signal darauf und es wird generalisiert, d.h. du musst es immer und überall anwenden. Das bedeutet, dass du es auch im Garten, im Regen, alleine oder in vielen unterschiedlichen Situationen und Kontexten nutzt, desto besser.

Übe deinen Rückruf also in vielen verschiedenen Kontexten und benutze den Rückruf als tolles Training. Das kannst du auf der Gassirunde machen, mal mit Leckerbeutel, mal ohne. Mal wenn ihr zu zweit seid, mal mit Regenschirm, mal mit Kindern usw. Sei erfinderisch. 

Der Hund darf auch Freude am Rückruftraining haben – und du auch. 

Der Rückruf ist das Signal, welches meistens am wenigsten konsequent trainiert wird. 

Generalisieren heißt, dass der Rückruf überall und immer geht. 

Ein Problem in diesem Zusammenhang ist die Ablenkung. Übe zunächst in einer sogenannten Laborsituation und packt die Kontexte erst später dazu. Wenn der Hund gerade total abgelenkt ist und das Verhalten überhaupt nicht leisten kann, weil er sich z.B. festgeschnüffelt hat, dann übe nicht jetzt sondern später weiter. 

Verstärker ausdünnen – die Belohnung im Rückruftraining reduzieren

Die Mega-Belohnung, die du am Anfang im Rückruftraining nutzt, wird nach und nach ausgedünnt, d.h. es gibt weniger Kekse oder Leckerlis. Die Belohnung wird variabel. 

Wenn alle vorherigen Dinge super gut funktionieren, dann kannst du auch die Mega-Belohnung, die du am Anfang genutzt hast, nach und nach reduzieren und mit weniger Belohnung arbeiten. 

Was ist denn überhaupt eine Belohnung? Das muss nicht unbedingt ein Keks oder Leckerli sein. Das kann auch Tricksen oder Buddeln sein. 

Und wenn die Motivation der Keks ist, dann gib ihm den Keks auch. Sei spendabel. Der Hund wird es nicht für dich tun. Er tut es nur, wenn es sich für ihn lohnt und die Belohnung ist eben der Keks. 

Also stoppe die Belohnung nicht komplett. Dein Hund kommt zu dir und er wird es nur machen, wenn er etwas davon hat. Und meistens ist das eben der Keks. 

Noch ein Tipp: Das Streicheln über den Kopf wird von dem Hund meist nicht als Belohnung empfunden!

Mach deinen Hund zu deinem Partner. Dann klappt es auch mit dem zuverlässigen Rückruf.

Viel Spaß dabei!

 

Wenn du magst, dann komm‘ doch auch in den Trust the Dog Club, dem Online Club für motivierte und trickbegeisterte Hundemenschen, und stelle dort all’ deine Fragen – gerne auch zum Thema Rückruf